Ein Zehnjähriger spricht in den Tagesthemen das aus, was wir doch alle insgeheim denken: Wenn er zum Gymnasium Schönefeld muss, fährt er durchs Assiviertel. Das will der feine Bub aus gutem Hause freilich nicht – und seine Mutter, die Akademikerin am Klavier, will es freilich auch nicht. Und ganz ehrlich: Wir im Assiviertel, wir wollen das auch nicht!
Zu lebensprägend wären die Eindrücke, die der feine Bub bekäme. Bei einem Schulausflug in die Kirche im Assiviertel, in der Clara Wieck und Robert Schumann 1840 vor den Toren von Leipzig geheiratet haben, zum Beispiel. Oder gar einem Wandertag durch den Abtnaundorfer Park, ein Park, der vor mehr als hundert Jahren den Leipzigern als Ausflugsziel diente, in dem zunächst ein Gutshaus stand und heute ein Schloss steht. Die Gegend dort ist so Assi, dass nahezu alle Prunk-Villen dort saniert und bewohnt sind oder als Büroräume dienen. Nachhaltig verstörend auf den feinen Bub wirkt sicher auch der Mariannenpark, einst angelegt auf eine Verfügung der Baronesse von Eberstein, die letzte Rittergutsbesitzerin. Schließlich können hier im Sommer schonmal die Wiesen voll Menschen sein. Ganz normalen Menschen. Menschen, die grillen. Menschen, die sich sonnen. Menschen, die mit ihren Kindern Fußball, Federball oder Volleyball spielen. Menschen, die lesen. Menschen, die lachen. Menschen, die glücklich sind. Glücklich, dass sie genau in diesem Assiviertel wohnen.
So wie ich auch glücklich bin, in diesem Viertel zu leben. Bekanntlich komme ich ja aus einer Gegend, die der feine Bub und seine klavierspielende Mutter als Akademikerviertel bezeichnen würden. Aus Gohlis-Süd. Ich bin glücklich im Assiviertel zu wohnen, weil ich hier auf offene Menschen gestoßen bin. Auf normale Menschen. Menschen, die füreinander da sind. Menschen, die sich für andere engagieren. Menschen, die sich beim Mexikaner, Griechen oder in der Gartenkneipe treffen. Menschen, die freundlich, liebenswert und großartig sind. Menschen, die sind, wie sie sind – und einen selbst akzeptieren, wie man ist. Die einen mögen diese Menschen Assis nennen, ich nenne sie Freunde. Ich habe selten ein Viertel erlebt, das so sehr Kiez ist. Ich liebe dieses Viertel. Mein Assiviertel.
Sehr schöner Beitrag der den Nagel direkt auf den Kopf trifft.
Sind wir nicht alle ein wenig Assi! Wie kann es sonst sein, dass meine Frau und ich als sogenannte „Akademiker“ uns in Schönefeld so wohl fühlen wie nirgendwo zuvor.
Sicher hat jeder Stadtteil seine Schattenseiten doch in Schönefeld fühlen wir uns zu Hause.
Ergo müssen wir ganz schöne Assis sein, als Apothekerin und Ingenieur! 😉
Na Selbstverständlich wird der Bericht sofort „ Verschönigt„…! Ich komme auch aus Schönefeld. Gehe normal Arbeiten, wie sich das eigentlich auch so gehört…! Und Trotzdem ist es die Wahrheit (was natürlich üüüüüberhaupt nicht stimmt 🙂 ) das es in Schönefeld mehr `Assis` giebt, als in anderen Stadtteilen! Den 10 jährigen Jungen und seine Eltern kann ich sehr gut verstehen! Vor allem, wenn er in richtung Eisenbahnstrasse fährt…! Aber das darf man ja nicht sagen…
Ach wann war denn die letzte offizielle Assizählung, durch das Amt für Statistik und Wahlen die belegt hat, das in Schönefeld die meisten ‚Assis‘ gibt? Die muss mir glatt entgangen sein. 😉
Natürlich darf man sagen, das Schönefeld seine Problemgebiete hat, aber die hat auch ein Grünau, eine Südvorstadt, ein Leutzsch und ein Paunsdorf (um nur einige Stadtteile zu nennen).
Es geht hier um die Gegendarstellung zu einer extrem einseitigen Berichterstattung, seitens der ARD. Man macht einen ganzen Stadtteil an einem Straßenzug fest und das ist es was vielen Schönefeldern übel aufstößt. Da darf man auch mal mit den selben Mitteln zurückschießen. Es gibt schließlich sowas wie ein Recht auf Meinungsfreiheit. 😉
Und wenn der Junge ein Problem mit der Eisenbahnstraße hat, kann er die auch mit der 9 weiträumig umfahren. Das Schienennetz der LVB machts möglich. Dazu müsste er dann aber auch umsteigen. 😉
Das Pendeln zum Gymnasium ist leider nichts neues, das war schon Anno 1994 an der Tagesordnung, als einige meiner damaligen Klassenkammeraden aus Grünau bis nach Mockau zur Schule mussten. Das Problem ist altbekannt ist allerdings nicht durch uns Schönefelder verursacht worden, sonder den Entscheidungen des Oberschulamtes und Kinderarmen Jahrgängen geschuldet. Schulen wurden geschlossen, verbleibende Schüler und Lehrkräfte zusammengelegt und nun, da es wieder mehr Kinder gibt bekommt man das Rudern, weil die bestehenden Gymnasien überlastet sind.
Ich kenne Schönefeld seit 1947, als wir Kinder im Winter zum Rodelberg kamen, um die reine Luft atmen und rodeln zu können. Der Weg zum Schwanenteich in der Stadt, war unseren Eltern zu gefährlich. Als ich so um 2000 wieder nach Leipzig kam, tippte ich sofort auf Schönefeld und fühle mich hier sehr wohl, um nicht zu sagen sauwohl! Angenehmes Wohnviertel. Viel GRÜN und lebendige Geschichte. Den Hauptkampfplatz der Schlacht bei Leipzig, kann man nicht übersehen und muss ihn erleben. Ein paar Schritte nur zum Mariannenpark. Zum Schloss Schönefeld. Nicht viel weiter zum Badesee. Liebenswerte Menschen. Und Einkaufsmöglichkeiten direkt vor der Nase und ein halbes Dutzend Apotheken. Ein Assiviertel ist es ganz bestimmt nicht. Ich habe runtergekommene Stadtviertel wo ganz anders erlebt …